Pressemitteilung des Ständigen Fanausschusses

Der Ständige Fanausschuss als Vertretung der organisierten Fanszene des FC St. Pauli unterstützt ausdrücklich die gestrige Stellungnahme der Vereinsführung. Die detaillierte Schilderung der Ereignisse deckt sich mit unseren Beobachtungen und den uns zugänglichen Augenzeugenberichten.

Der Schweinske-Cup war in den vergangenen Jahren stets ein Ereignis, das von den Fans unseres Vereins zum gemeinsamen und friedlichen Feiern genutzt wurde. Von Seiten der Veranstalter wurde diese rege Teilnahme ausdrücklich unterstützt.
Bereits im Vorfeld des diesjährigen Turniers war die Brisanz der Zusammensetzung bekannt, was in der Absage des HSV gipfelte. Umso unverständlicher erscheint uns, dass das Sicherheitskonzept von Veranstalter und Polizei derart versagt hat. Insbesondere gilt dies für die angereisten Zuschauer aus Lübeck, über welche bereits im Vorfeld eindeutige Erkenntnisse vorlagen. Dennoch konnte sich dieses Klientel ungehindert in der Halle bewegen, während der Bereich mit Anhängern unseres Verein frühzeitig eingekesselt wurde. Dies nutzen die Lübecker Anhänger zu rechtsradikalen Beschimpfungen, aber auch zu körperlichen Übergriffen in verschiedenen Bereichen der Halle, teilweise unter den Augen von Polizeibeamten. Die endgültige Eskalation wurde eindeutig verursacht durch einen Angriff von Rechtsradikalen und Hooligans auf den Block der St. Pauli-Zuschauer. Auch hier griff die Polizei erst dann ein, als St. Paulianer sich gegen diesen Angriff zu Wehr setzten. Die Polizei versuchte jedoch nicht, der Angreifer habhaft zu werden, sondern wandte sich mit massiver Gewalt gegen die Angegriffenen. Darauf folgten immer wieder wahllose Einsätze von Schlagstöcken und Pfefferspray, wiederholt auch gegen Unbeteiligte und Helfer. Währenddessen wurden die Angreifer von der Polizei unbehelligt – und samt der geraubten Materialien! – aus der Halle zum Hauptbahnhof geleitet.

Wir sehen jedoch nicht nur das Verhalten der Polizei, sondern auch die Berichterstattung in der Presse als fragwürdig an. Anstatt den genauen Hergang zu recherchieren und differenziert zu berichten übernehmen sogenannte „Journalisten“ unhinterfragt die Berichte von Polizei und Presseagenturen, deren Vetreter bei den Ereignissen nicht anwesend waren.

Der Gewaltausbruch am Freitag ist zurückzuführen auf rechtsradikale Angriffe auf St. Pauli-Fans und eine dilettantisch agierende Polizeiführung. Von einer „Auseinandersetzung unter Chaoten“ kann keine Rede sein. Wir verwahren uns strikt dagegen, dass (auch aktives) Eintreten gegen Rechtsradikalismus medial oder durch die Polizei mit ebendiesem in einen Topf geworfen und damit gleichgesetzt wird. Ebenso empfinden wir die Gleichsetzung des ungefährlichen Abbrennens von Pyrotechnik auf einem gemeinsamen Fußmarsch mit rechtsradikal motivierter Gewalt durch die Hamburger Polizei als skandalös.

Wir stellen wir uns ausdrücklich insbesondere hinter den Sicherheitsbeauftragten des FC St. Pauli Sven Brux. Für uns als Fans des FC St. Pauli sind Zivilcourage und Engagement gegen Rechtsradikalismus mehr als nur bloße Lippenbekenntnisse. Dies bedingt, dass in bestimmten Situationen auch aktives Eingreifen erforderlich sein kann. Wer dies pauschal als Billigung von Gewalt diskreditiert sollte es sich an anderer Stelle ersparen, geheuchelte Lippenbekenntnisse gegen Rechtsextremismus abzugeben.
Dies gilt insbesondere, wenn die Hamburger Polizei wie am Freitag offensichtlich nicht Willens ist, gegen rechtsradikale Straftäter einzuschreiten.

Hamburg, 10.01.2012

Ständiger Fanausschuss